Weihnachten Berlinisch

  • Zu jenau die Zeit hat Kaiser Aujustus ´n Jesetz jemacht wat besachte,
    det nu alle Steuer zahlen solln. Det wa det erstemal un passierte, wie Cyrenius
    in Syrien Chef vons Janze war. Wejen dem jingen alle in die Stadt, wo se jeborn
    warn.


    So hat det ooch Joseph aus Galiläa jemacht, der jing von Nazareth in Richtung Bethlehem in
    Judäa, wo David seine Familie herstammte. Da sollta sich melden mit Maria
    seiner Braut, die jing schwanga. Und wie se da anjekomm`n sind, war`t soweit
    dat se det jör kriejen sollte. Und so bekam se denn ´nen Sohn, wickelte ihn und
    packte ihn inne Krippe, weil wo anders keen Platz nich war.


    Janz inne Nähewarn Hirten, die inne Nacht uff`m Feld vor de Schafe uffjepaßt hab´m. Und kiek
    ma, da tauchte plötzlich Jottes Engel uff, un justemang war´t tachhell, un da
    krichten se´t mit de Angst. Und der Engel sachte: „ Nu ma keene Bange nich! Wat
    ick zu saren hab`, läßt bei Euch jroße Freude uffkomm`n. Det is nämlich so: Da
    is heute inner Stadt vom David eener jeborn wor´n, den nennen se Christus und
    det is´n janz Besonderer. Den erkenta daran det er jewickelt inne Krippe
    liecht.“ Un denn kam noch ´n janzer Haufen
    Engel, die hab´n Jott
    jelobt und haben alle zusammen
    jesungen: „Ehre sei Jott inne Höh un Freude uff Erden un´n Menschen een Wohlgefallen!“


    Wie de Engelsdann wieda wegjefloren sind, sachte een Hirte zu den anderen: Komm, laßt uns ma
    kieken jehn, ob dert ooch wah ist, wat die uns da erzählt hab´m.


    Un da kam´n se ooch schon jeloofen und trafen uff Maria un Joseph mit ihr´n Kleenen, wat
    unjelogen inne Krippe lach. Wie se´t jesehn hatt´n, ham´se det weitejesacht,
    wat se von det Kind jehört ha´m. Und die Leute, den se´t jesacht ha´m, ha´m
    sich nur jewundert über det, wat se so von´n Hirten jehört ha´m.





  • Hallo, lieber Icke! :super:
    Wie habe ich gerade belustigend Deine Weihnachten auf „berlinerisch gelesen“ :grins:
    Liebe Grüße Tommy :wiwi:

  • Lichter im Advent


    Sonntag, 4. Advent 10:00 Uhr


    In der Reihenhaussiedlung Önkelstieg lässt sich die Rentnerin Erna B. durch ihren Enkel Norbert 4 Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist groß.


    10:14 Uhr Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die pro­vokante Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend mit der Aufstel­lung des 10-armigen dänischen Kerzensets zu je 15 Watt im Küchenfenster. Stun­den später erstrahlt die gesamte Siedlung Önkelstieg im besinnlichen Glanz von 134 Fensterdekorationen.


    19:14 Uhr Im 14 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup - Höcklage registriert der wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den Be­reich Stenkelfeld - Nord, ist aber zunächst arglos.


    20:17 Uhr Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Ketten­schaltung von 96 Halogen-Filmleuchten, durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens, ans Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem Nestbau.


    20:56 Uhr Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem Flachdach seines Bungalows das Laserensemble Metropolis, das zu den leistungsstärksten Europas zählt. Die 40m Fassade eines angrenzenden Getreidesilos hält dem Dau­erfeuer der Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem hässli­chen Geräusch zerbröckelt.


    21:30 Uhr Im Trubel -einer Jul – Club - Feier im Kohlekraftwerk Sottrup - Höcklage verhallt das Alarmsignal aus Generatorhalle 5.


    21:50 Uhr Der 85 jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwer­fern des Typs Varta Volkssturm den Stern von Bethlehem an die tief hängende Wolkendecke.


    22:12 Uhr Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und som­merlicher Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Önkelstieg. Zuvor war eine Boing 747 der Singapur Airlines mit dem Ziel Sydney versehentlich in der mit 3.000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Broehrmeyer ge­landet.
    22:37 Uhr Die NASA Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstrasse Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel, die Experten in Houston sind ratlos. 22 Uhr 50: Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks Sottrup - Höcklage, der gesamte Komplex mit seinen 30 Turbi­nen läuft mit 350 Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.


    23:06 Uhr In der taghell erleuchteten Siedlung Önkelstieg erwacht Studentin Betti­na U. und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen. Um genau 23:12 Uhr betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.


    23:15 Uhr und 14 Sekunden: In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkrei­ses Stenkelfeld bricht die Explosion des Kohlekraftwerks Sottrup - Höcklage wie Donnerhall. Durch die stockfinsteren Ortschaften irren verwirrte Menschen, Men­schen wie du und ich, denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.

  • ...und mir wurde mal vor jaaaahren berichtet, dass in den 50er jahren hier in berlin ein steppke (kleines männliches wesen meist mit rotznase) auf dem podium stand und die allseits bekannte weihnachtsgeschichte aus dem evangelium wie folgt begonnen haben soll:
    "und es begab sich zu der zeit, als dibelius landbrieftträger in sibirien war......"