Anekdoten / Mein Leben im Brunnenhaus

Auf Anregung von Hjalmar hier eine kleine Geschichte, die sich so um das Jahr 81/82 zugetragen hat.

Im Brunnenhaus I gab es damals einen Henning N., der genau wie ich aus Berlin kam. Er wohnte im hinteren Doppelzimmer, welches er sich anfangs mit Roland H. teilte, bis dieser in das vorher von Mario P. bewohnte Einzelzimmer umziehen durfte (Neid!).

Der Vater von Henning war Pastor in Berlin und nebenberuflich leidenschaftlicher Bastler, Camper und Scherzkeks. Unter anderem hatte er unter Zuhilfenahme von zwei dieser Eigenschaften für seinen Filius auch mal eine - für unsere damaligen Begriffe - doch ziemlich schneidige Seifenkiste zusammengezimmert. Mit diesem Vehikel im (oder eher auf dem) Auto kam er nun eines Tages aus Berlin angezockelt, um seinen Sohn auf dem Immenhof zu besuchen. Daß diese fliegende, oder doch immerhin fahrende Kiste, die er da mitgebracht hatte, schon beim Entladen für eine gewisse Aufregung sorgte, dürfte wohl klar sein (boys and toys!). Nachdem das Gefährt also in Fahrbereitschaft versetzt worden war, wurde es den Berg nach oben vor das Sonnenhaus geschafft (das Trafohäuschen läßt grüßen!), und von dort aus begab sich der heldenhafte Henning, angetan mit einem neon-orange angepinselten Stahlhelm aus Opa's Beständen und sehr viel Schwung, auf die tollkühne Abfahrt...

Na ja, was soll ich sagen... Ich fuhr, um alles genau beobachten zu können, jedesmal mit dem Fahrrad neben oder auch hinter der Seifenkiste her. Dann, bei der (was vorher noch keiner ahnte) letzten Fahrt - die uns fast die ganze Strecke bis hinunter zum Wiesenhaus brachte - wurde ich jedoch ein wenig...hmmm...übermütig? Unachtsam? Na, wie auch immer: auf jeden Fall touchierte ich bei einem waghalsigen Aufholmanöver das Geschoß zielgenau - wenn auch unabsichtlich - mit meinem Vorderrad...womit ich es dann auch prompt und durchaus grandios zum 'kentern' brachte. Es kam nämlich nicht einfach vom Weg ab, nein, es legte gleich einen geradezu sensationellen Überschlag hin! Das muß man einfach gesehen haben... Es knirschte, klöterte und krachte ganz erstaunlich, auch Funken schlugen brandgefährlich (es war Sommer!) aus dem mit arger Laufmasche dahinziehenden Kuddelmuddel hervor - und die Farbe, die zuvor noch den Helm so schön zum leuchten gebracht hatte, fand sich nunmehr als lange, irrlichternde Bremsspur auf dem Asphalt vor der Schwimmhalle wieder, da der gute Henning es sich einfach nicht hatte nehmen lassen, die letzten zehn Meter seiner abenteuerlichen Reise auf dem behelmten Kopf schliddernd zurückzulegen...

Nach alledem ist es nun wohl durchaus verständlich, daß Henning, nachdem er sich aus dem Haufen, der einmal eine Seifenkiste war, befreit hatte (oder vielmehr mit tatkräftiger und auch nötiger Hilfe daraus befreit worden war), gar nicht guter Dinge war; nein, ganz und gar nicht....Furor, Frenesie und Fallsucht waren die Folgen, und mir fiel ganz plötzlich und siedendheiß ein, daß ich anderswo auf dem Immenhof noch wichtige Dinge zu erledigen hatte, die keinen Aufschub duldeten; zum Glück funktionierte mein Fahrrad noch...

Gruß,

Mario

Zitat von Mario

mir viel ganz plötzlich und siedendheiß ein, daß ich anderswo auf dem Immenhof noch wichtige Dinge zu erledigen hatte, die keinen Aufschub duldeten

Jaja, solche Situationen kennen wir ja sicher alle!

War auch bewohnerin des Brunnenhaus. War in Vierbett Zimmer. Erzieherin war Frau Schulz.Der Blick aus den grossen fenster konnte man genau auf die Pferdekopel sehen.

Das "grosse Fenster" war eine der schönsten Aussichtsplätze vom Immenhof. Da habe ich gerne gesessen..., natürlich nur, wenn Ferien waren udn die Gruppen verlassen....