24.12. 1944 Wir, das sind meine Mutter, meine Geschwister, zwei Mädchen im Alter von 3 und 1, und als 3. Mädchen ich, 10 Jahre alt, waren in Wuppertal ausgebombt worden, Luftmine ins Haus Dann wurden wir evakuiert nach Gehlberg, 800 Meter hoch im Thüringer Wald, nicht weit von Oberhof. In Gehlberg schneite es damals fast immer schon im November. Aber so toll, wie 1944 nie. Stockdunkel war es, als wir aufwachten und wurde und wurde nicht hell. Wir wohnten im 1. Stock des kleinen Häuschens. unsere Vermieter, ein kinderloses Ehepaar um die 50, hörten wir unten laut jammern. Endlich kapierten wir. Wir waren eingeschneit. Vorm Küchenfenster stieß meine Mutter den Schnee weg, der in Fladen ins Zimmer fiel, dann sahen wir die Bescherung. Ich, als die leichteste, wurde an einem irgendwo gefundenen dicken Papierseil...wer hatte damals schon noch echte Seile, hinuntergelassen. Als es riß, landete ich dennoch heil tief unten im Schnee, der über mir zusammenschlug.Aber ich konnte mich mit wildem Gestrampel frei kämpfen. Mit der nachgeschmissenen Kohlenschaufel, der Spaten war ja hinten im Garten im ebenfalls eingeschneiten Gerätehäuschen und der Weg dorthin meterhoch voll Schnee wie die ganze Landschaft, grub ich einen Weg zur Haustür und vor dieser einen Raum frei, damit die Haustür überhaupt geöffnet werden konnte. Es dauerte Stunden, denn der schnee fiel von oben ja immer nach. Klitschnass vom Schwitzen und wirklich erschöpft kam ich dann wieder ins Haus und auf Grund des bekommenen Lobes, stolz wie ein Superheld.