Danger - Explosives!
Rolf (12-15)
Onkel Lucky aus Kentucky ist ein makabrer Reißer voll Spannung, Spaß und Klamauk. Nichts für zarte Gemüter. Das Kakaopulver ist Hundeasche, der Mann im Taucheranzug kommt aus dem Schrank und foppt die Polizei, die ohnmächtige Tante wird in einer Kiste versteckt und das Päckchen mit der Sprengladung ... geht zunächst noch nicht hoch. Bis die Wunderkerze längst ausgebrannt und die "Gefahr" vom Publikum vergessen ist. Dann aber: Knall -peng - Licht aus - alles dunkel, bis auf einige verspätete Ladycracker.
Großes Hallo im Saal. Beifall. Und nun natürlich wieder Licht.
Die erfolgreichen Spielerinnen und Spieler setzten sich wie gewöhnlich bei "Heimspielen" auf die Rampe und hörten sich Lob und Tadel an. Diesmal nur Lob. Apropos „Spielerinnen“: Im Textbuch wurde empfohlen, auch die weiblichen Rollen durch Jungen spielen zu lassen - wegen des größeren Klamauks. Auf diese Weise durfte ich Röcke anziehen, schön altmodisch lange, und die etwas verrückte „Tante“ spielen mit einer Dutt-Perücke. Zum Schieflachen! Klammheimlich hatten einige jüngere Kinder mit ihrem Erzieher den Saal verlassen. Mussten wohl schon ins Bett. Oder? –
Erst nach unserer Rückkehr in die Gruppen erfuhren wir, dass einigen der Schrecken im wahrsten Sinne des Wortes in die Hosen gegangen war. Einige Stühle haben wir dann noch untersucht und trocken gewischt. Wer denkt denn schon an so was?
Beim gleichen Spiel passierte uns bei einer anderen Vorstellung etwas ganz anderes - man könnte auch sagen, das Gegenteil. Und das kam so:
Mit der Hauptschule in der Nachbarstadt Schneverdingen hatten wir einen gemeinsamen Theatervormittag vereinbart. Die Stadtmädchen spielten "Dreißig weiße Erbsenblüten", auch so ein Klamaukstück, und wir den "Onkel Lucky aus Kentucky". Die Mädchen hatten mit viel Fleiß und noch mehr Krepppapier die Bühne als Hutsalon hergerichtet. Ein Riesenregal in Bühnenbreite voller Papierhüte. Die Erbsenblüten waren ja Dekoration für einen supermodernen Hut, der von einer Spionin geklaut werden musste.
Na ja, die Mädchen haben gut gespielt. Sie räumten die Bühne tadellos ab. Dann stellten wir Kiste, Schrank und Sprengstoff hin und begannen unser Spiel. Alles lief gut. Ein Lacher kam nach dem anderen. Der Saal „ging mit“. Wir waren zufrieden.
Schließlich begann wenige Minuten vor Schluss die Vorbereitung zur Zündung. Ein Mitspieler musste, mehr zur Ablenkung des Publikums, eine Wunderkerze an der "Zündschnur" anbrennen. Völlig harmlos. Bis der Sprengsatz vergessen wurde. Dann aber - genau auf das Stichwort im Text - musste ich, hinter dem Schrank verborgen, die zusammengebundenen Zündschnüre von zwei Böllern scharf machen, das heißt anbrennen. Auf die Sekunde genau! Es blieb etwas Zeit, noch ein paar andere Knaller scharf zu machen, damit die Sache sich auch lohnte. Dann musste ich den Hauptschalter in die Hand nehmen, um bei der Explosion alles Licht auszuschalten. Jetzt: Peng! - Blackout! - Hat geklappt! - Oder? –
Da war doch noch etwas Licht im Nebenraum der Bühne! - Licht? - Nein! Es brennt! Tatsächlich! Feuer!
Die Mädchen hatten ihren Riesenstapel Krepppapier in den Nebenraum geworfen, und genau dorthin war einer der Böller gesprungen. Unser Spielleiter, der - bereit zum Vorhangziehen - in der Nähe stand, war eher da als ich und sprang mit beiden Füßen in dem brennenden Keppapier herum, um das Feuer auszutrampeln. Zu zweit gelang uns das so schnell, dass im Saal niemand etwas gemerkt hat. Nur der Hausmeister hat sich später gewundert, dass die Kulissenvorhänge leicht angekokelt waren.
Ja, hier fehlte uns das Wasser, im Gegensatz zu dem anderen Spiel mit den kleinen Hosenmätzen, wo zuviel da war. Aber ehrlich: Die Panne mit den feuchten Stühlen war uns lieber als der Brand der Hüte. Das hätte schlimm ausgehen können.
Seitdem standen auf der Bühne bei diesem Spiel stets zwei Eimer Wasser bereit. Und wenn wieder einmal jüngere Kinder dem Spiel zuschauten, haben wir sie vorher gewarnt: "Gleich gibt es einen großen Knall - erschreckt nicht - das ist bloß Spaß!"
für alle Mitwirkende!
Ende