Moin.
Ein WM- Finale, das Geschichte schreibt.
Der Videobeweis bringt den Franzosen einen fragwürdigen Elfmeter und die Kroaten aus dem Rhythmus.
In der Sekunde als Schiedsrichter Pitana mit einem Elfmeterpfiff seinen Lauf über 50 Meter vom Monitor am Spielfeldrand zurück zum Strafraum der Kroaten beendete, schickte der Himmel einen krachenden Seufzer ins Luschniki Station. Ein Donnerhall entwich den dunken Wolken über Moskau und begleitete den französischen Angreifer Griezmann zum Abschluss eines wirklich historischen Ereignisses. Frankreich ist mit 4:2 im WM- Finale gegen
Kroatien zum zweiten Mal nach 1998 Weltmeister und muss sich gleichwohl
dem Verdacht aussetzen, dass genau diese umstrittene Szene zum 2:1 in der 35. Minute dem WM- Endspiel die entscheidende Richtung versetzt hat. Frankreich Trainer Deschamps, der 1998 auch als Spieler Weltmeister wurde, waren die Unkenrufe gleichgültig:" Meine Spieler haben diesen Pokal verdient.
Das ist zu schön, zu wunderbar. Wir haben viel Qualität an den Tag gelegt."
Zum ersten Mal in 88 Jahren WM-Geschichte fiel ein Tor in einem WM-Finale, weil der unparteiische Schiedsrichter aus Argentinien lieber den TV-Bildern als
seinen eigenen Augen vertraute.
Nachdem er sich die Szene im Video angeschaut hatte, war er sich sicher, dass der ehemalige Dortmunder Perisic, sieben Minuten vorher noch gefeierter
Torschütze des Ausgleichstreffer, den Ball in der 35. Spielminute entscheidend
und mutwillig mit der Hand im Strafraum berührte hatte. Griezmann verwandelte den Strafstoß sicher.
Die Bilanz von drei Toren in den ersten 45. Minuten und die Aufregung um die Intervention beim Videobeweis waren Indiz dafür, dass es sich um ein spektakuläres WM-Endspiel handelte. Zumal es noch einen Grund für heftige
Diskussionen gab. Die Franzosen, die immerhin einen 180 Millionen Euro teuren Jungstar ( Mbappe) und einen Deutschen- Schreck (Griezmann) im Angriff aufboten , hatten ihr erstes Tor nach 18. Minuten geschenkt bekommen. Griezmann schenzte einen Freistoß, der wahlweise aus einem Allerweltsfoul oder einer Schwalbe entstanden war, aus 25 Meter so geschickt in den Strafraum, dass Kroatiens Stürmerstar Mandzukic den Ball mit dem Kopf unglücklich über seinen fangbereiten Torwart Subasic ins Tor lenkte.
Die Situation war typisch für die WM: Gelingt Frankreich keine Torchance aus dem Spiel, muss eine Standardsituation zum Erfolg führen. Beinahe jeder zweite Treffer fiel bei dieser WM nach einer Standardsituation. Und so ging es in diesem Finale in der ersten Hälfte weiter.
Ein Freistoß des Ex- Schalkers Raktitic segelte zunächst halbrechts in den Strafraum des Gegners, als der Ball vom Frankfurter Rebic überraschend quer zu Perisic weitergeleitet wurde. Der legte sich den Ball zum Schluss aus halblinker Position zurecht.
Bisher lagen die Kroaten jedesmal in der K.o.- Runde zurück und kamen zum Ausgleich. Dann jene 35. Minute, die in die Geschichte des Fußballs eingeht-
weil es nie zuvor einen Videobeweis in einem WM-Finale gegeben hatte.
Nach. Griezmann Elfmetertor mussten die Kroaten noch offensiver werden.
Aber sie kamen nach der Halbzeitpause nur sporadisch vors Tor und öffneten
die eigene Verteidigung auf eine Weise, dass Frankreich jetzt die spielerische
Überlegenheit in Toren ausdrücken konnte. Zuerst durch Pogba, dann durch
Mbappe, die frei zum Schuss kamen. Das dritte Tor durch Pogba: Nach einer Verlagerung auf rechts zieht Mbappe Verteidiger auf sich ; sein Pass gelangt
zu Griezmann im Zentrum, der klug auf Pogba im Hintergrund ablegt. Der erste Schuss wird abgeblockt, der Nachschuss sitzt. Das vierte Tor durch Mbappe:
Lucas Hernandes kann sich links durchsetzen und zu Mbappe passen, der aus 18 Metern flach ins linke Eck abzieht. Das Spiel schien damit nach einer Stunde entschieden. Doch lernte man in diesem Finale noch, dass ein Torhüter,
der die Reihenfolge der Buchstaben L,O,R,I und S irgendwie im Namen trägt,
grundsätzlich zu folgenschweren Pattern in einem Endspiel neigt. Wie Loris
Karius (FC Liverpool) im Endspiel der Champions League gegen Real Madrid
beförderte Frankreichs Torwart Lloris einen harmlosen Befreiungsschlag so unglücklich auf den Fuß des generischen Stürmers, dass der Ball postwendend
ins Tor trudelte. In diesem Fall profitierte Mandzukic vom Lloris-Missgeschick.
Mehr als Ergebniskosmetik war's aber nicht. Die kroatischen Fans, unter 80 000 Zuschauern in der Überzahl, feierten den Vizeweltmeister, als sei es nicht nur der größte Erfolgt der Verbandsgeschichte gewesen- sondern der WM-Titel.
Und noch ein paar Zählen!
38 Millionen Dollar für den Weltmeister.
Der Sieger des Endspieles bei der Fußball- WM in Russland darf sich auch über
38 Millionen Dollar ( 32,5 Millionen Euro) freuen. Der unterlegene Team erhält
immerhin noch 28 Millionen Dollar. Die Prämien für die Finalisten wurden im Vergleich zur WM 2014 in Brasilien um jeweils drei Millionen angehoben. Trotz des Vorrunden- Aus kassierte der Deutsche Fußball- Bund noch acht Millionen.
Insgesamt schüttet der Weltverband bei der WM in Russland FIFA 400 Millionen Dollar aus.
Groteske Strafen: 300 000 Euro für falsche Socken.
Der Fusball- Weltverband FIFA hat während der Endrunde mit mehr als fragwürdigen disziplinarischen Maßnahmen für Kopfschütteln gesorgt . Bis zum Final- Wochenende verhängte die FIFA Geldbußen in Höhe von gut 730.000 Euro - ungefähr 300.000 Euro davon wurden wegen des Tragens unerlaubter Socken fällig. Serbiens Trainer musste für seinen Kriegsverbrecher- Vergleich, gemünzt auf den deutschen Schiedsrichter Brych
nur 4300 Euro zahlen. Die bislang letzte Strafe entfiel am Samstag auf England
das wegen " unautorisierter Werbung auf Spielerausrüsztung"- zwei Spieler trugen beim WM-Halbfinale gegen Kroatien zum wiederholten Male verbotene
Überziehsocken- zu einem Bußgeld von rund 60.000 Euro verurteilt wurde.
Am Freitag waren Schweden und Kroaten wegen der gleichen Vergehens zu einem Bußgeld von je 42.700 Euro verurteilt worden. Anführer der Sünderkartei
sind die Kroaten, die etwar 126.600 Euro zahlen mussten- darunter 60.000 Euro, weil auf dem Platz Getränkeflaschen eines Nicht- Fifa- Sponsores verteilt
wurden.
Argentinien muss 89.800 Euro wegen Fehlverhalten der Fans ( Prügeleien, Werfen von Gegenständen, homophone und beleidigende Rufe, Missachtung
von Marketing und Medien-Regeln im Spiel gegen Kroatien Strafe bezahlen.
Serbien wurden 42.700 Euro für Fehlverhalten der Fan im Spiel gegen die Schweiz wegen Zeigend diskriminierender Banner und Werfens von Gegenständen aufgebrummt. Marokko darf 56.000 Euro bezahlen wegen Fehlverhalten von Offiziellen (unerlaubtes Betreten des Platzes, zu vielen Personen in der Coaching-Zone) und Fans( Werfen von Gegenstände).
Deutschland kam mit 8.600 Euro davon. Je 4.300 Euro Geldbuße gab es für die DFB- Mitarbeiter Uli Voigt und Georg Behlau wegen unsportlichen Verhaltens gegen. Schweden.
So das war's. Habe Fertig.
In diesem Sinne. Der Beobachter