Tommy, dein Beitrag (52) war einfach Klasse und hat mich beim lesen sofort in die Weihnachten auf dem Immenhof versetzt.
Besonders in meiner Erinnerung ist mir meine letzte Weihnacht auf dem Immenhof. Alles war weiss mit Schnee bedeckt (in meiner Erinnerung "meterhoch" ) und wir Jungen im alten Sachsenhaus waren dazu "verdonnert worden", nach Bispingen zur Christmesse zu gehen, natürlich zu Fuß. Dieser Marsch dorthin zog und zog sich nur so, waren wir Jungen doch so aufgeregt wegen der bevorstehenden Bescherung im "Hufeisen" (Jugendhof) und tauschten uns mehr untereinander aus als das wir "Tempo machten" hin zur Kirche. Natürlich kamen wir erst an, als "die Messe gelesen" wurde, sorgten beim Einlaß in die Kirche für ordentlich Unruhe und später für teilweise verärgerte (?) Gesichter, als wir sehr laut bei den Weihnachtsliedern mit einstimmten.
Wie heißt es doch so schön: "ist der Ruf erst ruiniert, trällerts sich ganz ungeniert"--- oder so ähnlich.
Als das Ende der Messe nahte, standen wir Jungens alle vor der Tür, blockierten sie förmlich und die "Ordnungsrufe" von Pastor und den uns begleitenden Erziehern wurden gewissenhaft überhört ----- die Aufregung und Anspannung waren einfach zu stark. Als die Tore sich dann öffneten ( frei nach. macht hoch die Tür, die Tor macht weit) strömten wir hinaus, Rufe ignorierend und im "gestreckten Schweinsgalopp" gings Richtung Immenhof, der Bescherung entgegen. Als unsere "Aufpasser" dann auch endlich eintrudelten, hatten wir uns schon der nassen Kleidung entledigt und standen, "geschniegelt und gebügelt", von einem Bein aufs andere hüpfend, zum Abmarsch für die Bescherung bereit.
Doch es gab ja vorher noch Würstchen und Kartoffelsalat ---- beides wurde gierig hinunter geschlungen (genießen sieht anders aus) ------ und dann, ENDLICH , wurden die Türe zum Saal geöffnet und schweigend, wie im Trance, mit weit geöffneten Augen, in denen so viel Vorfreude war, schob sich die Kinderschar hinein, wurde zu den "Gruppentischen" geführt ------ und wieder war warten angesagt. Die "Leidige" Weihnachtsgeschichte wurde von Frau Astfalk vorgetragen, von WRB am Klavier begleitet, wurden Weihnachtslieder gesungen und dann ------- ENDLICH BESCHERUNG
Ganz ehrlich: jetzt beim Schreiben hab ich Tränen in den Augen, so stark ist die Erinnerung präsent. Das Jauchzen, lachen, weinen, zeigen --- ich bin wieder "mitte mang dabei".
Später gab es dann, wie Tommy schon schrieb, in den Gruppenräumen, auch noch eine Art Bescherung; es wurden die Päckchen "von zu Hause" überreicht. Dazu gab es bei uns ein Butter-Zucker-Brot und einen roten Apfel. In meiner gesammten Immezeit bekam ich nur 1 Päckchen, von Walter Seidel, einem Ehemaligen. Darin war u.a. ein Fußballtrikot von Bremerhafen (93 ?), das ich natürlich, über meiner "Winterkleidung" trug und stolz präsentierte.
Ja Tweety, es war eine andere Zeit wie die eure. Aber ich glaube ganz fest, das auch ihr noch heute davon zehren würdet. Von einer Zeit, die nie wieder kommt, aber doch so fest in uns ist und immer eine schöne, unauslöschbare Erinnerung bleiben wird.
der Knolli mit ganz feuchten Augen