Mal langsam eins nach dem anderen:
Zum Rechtschreibunterricht: Ich glaub, da muss man differenzieren. Zunächst hast Du Ilona total Recht. Rechtschreibung sollte auch heute noch wichtig sein. Bei der Bewertung in der Grundschule fällt sie aber nur noch zu 1 / 6 ins Gewicht. Daraus proffitieren vielleicht die Kinder mit Legasthenie. Für diese sollte auch das Computerprogramm als Hilfe da sein. Denn eine Legasthenie darf nie Anlass sein, auf der Realschule nicht zugelassen zu werden, obwohl gerade an der weiterführenden Schule das Leseverständnis im Vordergrund steht. In der Grundschule legen wir aber viel Wert auf Rechtschreibung. Von Kolleginnen weiß ich, dass dies auch für weiterführende Schulen gilt. Zumindest stöhnen sie über schlechte Rechschreiber,
Das mit dem Niveau der Hauptschule stimmt punktuell leider auch, obwohl ich Schulen kenne, wo sich um ein gutes Profil bemüht wird. Aber das Problem ist vielseitig: Die Unterschiede zwischen den Schülern in der Hauptschule, auch bezüglich ihrer Probleme und ihrer Herkunft, soziale Zusammenhänge, Staatsangehörigkeit, Kulturraum... sind halt groß.
Dazu kommt die derzeitige Schulpolítik. Was hörte ich neulich im Radio? Es wurde erkannt, dass Gymnasiasten mit den Anforderungen innerhalb der 12 Jahre bis zum Abi überfordert seien. Was will man tun? Nicht wieder 13 Jahre, damit die jungen Menschen mehr Zeit zum Lernen haben, nein! Der Stoffverteilungsplan, also das zu lernende Pensum soll ausgedünnt werden. Was soll man davon halten?
Zu Ronalds Fragen: Ich unterrichte derzeit in der Integration sowohl Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen, Sprache, als auch sozial - emotionales Verhalten. ich bin in der Verpflichtung, regelmäßig zu schauen, ob ein Förderbedarf noch besteht. Außerdem muss ich vor einer Umschulung, z. B. nach Klasse 4, einen Lernstandsbericht schreiben. Gerade bei den Kindern mit sozial emotionalen Störungen muss dann entschieden werden, ob dieser Bedarf weiterhin besteht, sie also an die Schule für Erziehungshilfe müssen, oder ob sie sich einfach wie andere Kinder ohne Förderbedarf aber mit schwierigem Vefhalten benehmen, der Bedarf also aufgehoben werden muss.
Manche Kinder benötigen natürlich durch das Eltenhaus... weiter Unterstützung. Wenn das nicht möglich ist, haben Schüler und Lehrer Probleme. An diesen Problemem scheitere ich bei allem Angagement für die Kids dann auch. Aber in der Regel funktioniert es bei den Rückführungskindern am besten, also bei denen, wo ich den Förcerbedarf aufhebe, weil sie genügernd innerschulische Unterstützung hatten.
Zeitliche Vorgabe: Unser sparender Staat gibt 2 Sonderschullehrerstunden pro Klasse in eine Grundschule, die an ein integriertes System angeschlossen ist. Bei einer Schule mit 7 Klassen macht das also 14 Sonderschullehrerstunden, bei einer Schule mit 8 Klassen 16. Ich arbeite 25 Std. / Wo ( 14 + 11). Die vorhandenen Sonderschulehrerstunden kann ich nach Bedarf nutzen, muss aber immer Kompromisse eingehen, da nicht alle Kinder, die mich brauchen damit ausreichend versorgt werden können. So sitze ich hier und schreibe am PC Wochenpläne, damit meine Kids über die gesamte Woche versorgt sind, auchwenn sie nicnht bei mir in der Kleingruppe sondern im Klassenverband sitzen.
Soweit ein Einblick in die realen Schwierigkeiten, Nöte und Machbarkeiten - es sind auch reale Chancen! Gruß Uli